Bauch vs. Kopf: Wie trifft man die besten Entscheidungen?
Die richtige Entscheidung treffen? Gar nicht so einfach. Lerne, wie uns die Wissenschaft dabei helfen kann.
Stell dir vor, du würdest immer die richtigen Entscheidungen treffen. Geht das überhaupt? Und wenn ja, führen eher Bauchentscheidungen zu den besseren Ergebnissen oder Kopfentscheidungen. Lasst es uns heute gemeinsam herausfinden!
Welche der beiden Tischplatten ist länger?
Auch wenn du solche Art von optischen Täuschungen bereits kennst, wirst du vermutlich A sagen. Aber, suprise suprise, beide Tischplatten sind exakt gleich groß!
Glaub nicht alles, was du denkst
Alle, die dies selbst mal eben überprüfen möchten, empfehle ich ein Blatt Papier über dem Bildschirm zu legen und mit einem Stift die Tischkanten nachzuziehen. Und dann schreib mal in die Kommentare, ob du überrascht warst.
Für alle anderen hier eine Animation, dass es tatsächlich so ist:
Das verrückte, selbst nachdem wir sehen, dass es so ist, fällt es unserem Verstand immer noch schwer, das Gegenteil als Wahrheit anzuerkennen! Wir müssen die falschen Signale unserer Intuition bewusst jedes Mal überschreiben, damit wir die richtige Lösung „sehen“.
Dieses kleine Beispiel macht deutlich: Unsere Intuition lässt sich gar nicht so schwer hinter das Licht führen. Stell dir vor, du hättest jetzt in deinem Unternehmen, auf Basis dieser Annahme, Material für die Fertigung von Tischen bestellt. Das hätte vermutlich fatale Folgen gehabt.
Die Stärken unserer Intuition
Um darauf eine Antwort zu finden, müssen wir wissen, dass unser Bewusstsein nur einen Bruchteil der von uns aufgenommenen Reize verarbeiten kann. Wie deine Finger gerade jetzt dein Smartphone berühren oder auf deiner Tastatur liegen, wird dir vermutlich erst bewusst, wenn ich es dir jetzt gerade sage, und du deine Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung deiner Fingerspitzen richtest.
Vorher war der Sinneseindruck zwar da, aber er war für dich zu unbedeutend, um von dir bewusst wahrgenommen zu werden. Dass wir die uns umgebenden Eindrücke so filtern können, ist notwendig, da wir sonst permanent maßlos überfordert wären.
Aber das Besondere: Unser Gehirn verarbeitet diese Eindrücke trotzdem, aber eben nicht in unserem Bewusstsein. Wenn dein elektronisches Gerät jetzt plötzlich unnatürlich heiß werden würde, dann würdest du dies garantiert wahrnehmen, auch, ohne dass dir jemand sagt, „ey Achtung, dein Gerät ist am Brennen“.
Ich hab’s doch gewusst
Das Besondere an unserer Intuition, sie kann auf all diese vorhandenen Informationen gleichzeitig zugreifen. Viel besser als die selektive Wahrnehmung von unserem Verstand! Und darin hat auch die Aussage ihren Ursprung, ich hab's doch gewusst. Wenn wir uns trotz eines starken Bauchgefühls gegen oder für eine Sache entschieden haben und damit im Nachhinein richtig lagen.
Die Forschung hat mittlerweile herausgefunden, dass die Intuition besonders effektiv bei Menschen ist, die bereits viel Erfahrung in einem Bereich haben.
Denn eigentlich Intuition ist nichts Übersinnliches, sondern nichts anderes als die Erkennung und Anwendung von Mustern.
Also wenn du bereits viele Stunden Übung vorweisen kannst, man spricht hier idealerweise von über 10.000 Stunden, bis man wirklich ein Experte in einem Bereich ist, hast du damit auch automatisch eine bessere Intuition.
Und dies erklärt auch, warum Inhaber geführte Marken oft so erfolgreich sind. Denk hier z.B. mal an die Werbekampagnen von Sixt.
Diese Inhaber verfügen über einen jahrelang aufgebauten Wissensschatz und können so intuitiv bessere Entscheidungen für das Unternehmen treffen und entscheiden, was besser zur Marke passt oder nicht. Das kann keine externe Agentur oder ein Geschäftsführer, der erst neu im Unternehmen ist.
Bewusstmachung führt zu schlechteren Ergebnissen
Es gibt sogar Untersuchungen, die zeigen, dass Experten, die bewusst erklären sollen, was sie gerade tun, schlechter in Tests abschneiden, als wenn man sie einfach machen lässt!!! In dem Moment nämlich, wo wir gebeten werden, etwas bewusst zu erklären, wird nämlich die Fähigkeit, das ganze Gehirn zu nutzen, behindert. Und unser Potenzial wird dann auf den kleinen Teil des Bewusstseins reduziert.
Was lernen wir daraus für Entscheidungen in unserem Unternehmen? Wir sollten häufiger auf unsere Intuition vertrauen, auch wenn wir nicht immer erklären können, warum wir dieses Gefühl haben.
Denn du bist der Experte deines Lebens und deines Unternehmens. Je mehr Erfahrung du in einem Bereich hast, desto mächtiger wird deine Intuition. Denn dadurch kannst du Muster auch in komplexen Situationen erkennen, die anderen vielleicht verborgen bleiben.
Wie am Anfang mit den Tischen gezeigt, lässt sich unsere Intuition aber auch täuschen. Deshalb ist es hilfreich, bei schwierigen Aufgaben, sich weitere Meinungen einzuholen, mit der Absicht, Denkfehler oder Lücken der Intuition zu finden, die du vielleicht nicht berücksichtigt hast. Wenn du weißt, wo die Limitierungen deiner Intuition sind, dann triffst du durch die Kombination aus Bauch- und Kopfentscheidungen die bestmöglichen Entscheidungen.
Quellennachweise:
Roger Shepard Tische
Daniel Kahneman - Thinking, Fast and Slow
Bauchentscheidungen - Gerd Gigerenzer
Was Marken Erfolgreich macht - Christian Scheier & Dirk Held
Max Planck Forschung