Warum ist glücklich sein so schwer? So wird es leichter
Wie wird man eigentlich glücklich? Warum schaffen dies manche und anderen fällt dies so schwer? Lerne die psychologischen Hintergründe.
Warum schaffen es manche Menschen glücklich zu werden und warum fällt dies anderen so schwer? Was machen diese Menschen vielleicht anders? Und ich rede jetzt nicht von den Menschen, die auf Social Media vorgeben, als wenn sie glücklich wären.
Heute gehen wir der Sache mit dem glücklich sein mal auf den Grund und du erfährst nicht nur die psychologischen Hintergründe, sondern lernst, was du machen kannst, um tief aus dem Inneren auch glücklicher zu werden. Also lasst uns anfangen.
Sprache schafft Realität
Als ich Psychologie studiert habe, kritisierte ich schon früh, dass wir Menschen immer ein Label verpassen sollten: Du hast diese Störung oder jene Störung, das kann man aus diesem Katalog heraus ablesen.
Für die Leute, die das nicht wissen. Ja, es gibt Kataloge wie zum Beispiel den ICD-10 oder den GSM, in welchem man die Symptome nachschlagen kann und wenn genug zu treffen, stellt man die Diagnose. Die Hilfesuchenden gehen dann mit dem Gedanken nach Hause, dass sie an X Y Z leiden. Natürlich ist es nicht ganz so einfach, aber das war mein subjektives Empfinden zu der Zeit.
Das Problem mit diesem Labeling. Sprache schafft Realität. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir krank sind, dann sind wir es oft auch oder wenn wir denken, dass etwas schwerer für uns ist, weil wir so oder so sind, dann ist es das auch. Es ist unsere Realität!
Auch wenn ich den Sinn hinter dem Labeling verstehe, ist es meiner Meinung nach einer der größten Kritikpunkte am aktuellen Gesundheitssystem. Denn es gibt inzwischen genügend Studien, die zeigen, dass unsere Wahrnehmung der Realität besonders wichtig für unsere Gesundheit, unsere Alterungsprozesse und unser Wohlbefinden ist.
Sicherlich, es gibt Menschen, die genau diese Art von Hilfe benötigen, und eine Diagnose ist eine Erleichterung, da sie oft vieles erklärt und professionelle Hilfe erst möglich macht.Aber ich halte es falsch, die Mehrheit von Hilfesuchenden auf diese Weise zu diagnostizieren.
Pablo Pineda ein spanischer Lehrer für pädagogische Psychologie und Schauspieler, Autor und der erste Europäer mit Down-Syndrom, der einen Universitätsabschluss hat, hat einmal folgendes inspirierendes Zitat gesagt:
„Individuelle Grenzen sollten nicht von der Gesellschaft festgesetzt werden, sondern von der Person selbst“ - Pablo Pineda
Momente der Ruhe sind unerträglich
Doch hier kommen wir zum nächsten Problem. Die intensive Beschäftigung mit uns selbst, um diese Grenzen in uns überhaupt erst mal herauszufinden, ist nicht intuitiv. Wir leben in einer Welt, in der sich theoretisch niemand von uns mehr langweilen muss. Wir können uns den ganzen Tag durchgehend unterhalten lassen.
Ein Moment der Ruhe oder Pause? Unerträglich! Lieber noch einmal durch Instagram, Reddit, Twitter scrollen oder noch ein weiteres Video auf YouTube, TikTok oder Twitch schauen. Probleme beim Einschlafen? Lieber noch eine Serie auf Netflix schauen oder Musik hören oder den neuesten Podcast. Bis man dann irgendwann vor Erschöpfung nicht mehr kann und einfach weg pennt.
Wenn das alles nichts hilft, schmeißt man sich halt eine Schlaftablette ein. Die langweilige Fahrt zur Arbeit oder sogar das Joggen ist doch die perfekte Möglichkeit, Hörbücher zu hören, irgendwo alleine spazieren gehen? Lieber parallel mit der besten Freundin telefonieren … du merkst, worauf ich hinaus will. Die meisten von uns füllen schnell jeden Moment der Ruhe mit einer Ablenkung.
Laut Statista verbringt eine Person in den USA derzeit durchschnittlich drei bis fünf Stunden pro Tag mit dem Smartphone. Das ist auch nicht verwunderlich, denn unser Gehirn hat sich in den letzten Jahrtausenden nicht wirklich weiterentwickelt und unser Dopamin gesteuertes Belohnungssystem ist nicht an die heutige Reizüberflutung gewohnt und dreht völlig frei.
Viele müssen ihrem Gehirn erst wieder beibringen, wie es sich anfühlt, glücklich zu sein, aber sich mit sich selbst zu beschäftigen und Langeweile zu ertragen, fühlt sich unendlich schwieriger an als sich noch einen neuen Dopamin Kick durch eine App oder eine Serie zu holen. Das bringt mich zum zweiten großen Aspekt.
Glücklich sein beginnt immer mit einer Entscheidung!
Also was passiert, wenn wir uns einfach den Reizen hingeben, die uns ununterbrochen präsentiert werden? Unser System gerät völlig aus dem Gleichgewicht! In Gedanken reisen wir ständig durch die Zeit, der gegenwärtige Moment erscheint uns meist langweilig oder nicht gut genug. Doch genau hier liegt der Schlüssel zu einem glücklichen Leben und innerem Frieden.
Wenn wir unsere Sinne im gegenwärtigen Moment aktivieren, werden automatisch Alpha Wellen im Gehirn erzeugt, die für einen entspannenden und zufriedenen Zustand wichtig sind. Aber dieser langweilige gegenwärtige Moment befriedigt uns nicht, und wir müssen ihn mit etwas aufpeppen, das Spaß macht. Aber ist es überhaupt möglich, glücklich zu sein, indem man immer einfach Spaß hat?
Die kurze Antwort lautet: Nein! Auch wenn uns die schillernde Social Media Welt und die Werbung etwas anderes verkaufen will. Spaß ist nämlich immer an eine Aktivität geknüpft, und diese löst wiederum einen Dopamin Kick aus. Während glücklich sein ein Gefühl ist, das von Innen kommt. Spaß wird wie eine Droge, und wir müssten die Dosis immer weiter steigern.
Doch irgendwann fühlen wir uns ausgebrannt, depressiv und leer. Wir fühlen uns nur währendessen glücklich, weil alle Sorgen und Probleme in den Hintergrund gedrängt werden. Doch wenn die Aktivität vorbei ist, dann kommt das alles wieder.
Abkürzung zum glücklich sein?
Die ernüchternde Wahrheit ist: Es gibt leider keine Abkürzung zum glücklich sein, denn das Problem ist, dass unser Gehirn nicht unser Glück als erste Priorität hat, sondern dass wir überleben.
Wie der Nobelpreisträger Daniel Kahneman auch schon herausfand, stuft unser Gehirn negative Ereignisse als wichtiger ein als positive. Das gilt für jeden Menschen. Es ist wichtiger, eine Gefahr rechtzeitig zu erkennen, denn bereits ein Fehltritt könnte unser Leben kosten. Wir müssen unserem Gehirn erst wieder beibringen, dies anders zu sehen, und es gibt keine Abkürzung zu diesem Zustand, aber die Menschen lieben Abkürzungen und fallen deshalb ungünstigerweise immer wieder auf alle möglichen Werbebotschaften herein, die ihnen das gewünschte Gefühl versprechen.
Doch die neuronalen Verbindungen in unserem Gehirn, ich nenne sie gerne Autobahnen, haben sich über die Jahre hinweg entwickelt und anzunehmen, dass diese mit einem Fingerschnippen, dann nicht mehr da sind ist einfach nicht wahr! Die positive Wirkung zum Beispiel von Meditation ist schon nach wenigen Wochen regelmäßiger Übung messbar, aber es bedarf jahrelanges Training, um die eigene Stimmung jederzeit so verändern zu können, wie man es möchte.
Die wenigsten Menschen wollen diese Jahre der Übung investieren und suchen deshalb wieder nach Abkürzungen. Ein neuer Ansatz, ein neues System, ein neues Produkt. So beginnt die Spirale immer wieder von vorn.
Es ist leicht, aber nicht unbedingt einfach
Im Gegensatz dazu: der Weg zur Zufriedenheit und Glück ist leichter zugänglich als viele denken! Er ist halt nicht so spektakulär, ist oft sogar langweilig und braucht Zeit und Hingabe.
Es gibt keinen gradlinigen Weg, und man braucht Vertrauen und es wird Rückschläge geben. Anfänglich wird es oft sogar schlimmer, und erst Stück für Stück zeigt sich die Veränderung. Dasselbe gilt übrigens auch für das Anhäufen von Wohlstand und warum so wenig Menschen wirklich finanziell frei sind. Aber das ist ein anderes Thema.
Veränderung, auch wenn sie uns guttun würde, bedeutet erst mal Gefahr
Doch wovor will uns unser Unterbewusstsein eigentlich schützen? Es ist wichtig zu erkennen, dass dies nichts mit mangelnder Willenskraft oder Schwäche zu tun hat, denn die meisten von uns haben auf ihrem Weg zum erwachsen sein ein Trauma erlebt, oder sind in dysfunktionalen Familien aufgewachsen.
Da unser kindliches Gehirn und Nervensystem mit der Situation damals überfordert war, versucht unser Gehirn nun uns vor einer weiteren schmerzhaften Erfahrung zu schützen. In unserem Unterbewusstsein ist ein Bereich geschaffen worden, der uns manchmal nicht mehr bewusst zugänglich ist, aber noch immer unser Verhalten steuert.
Und wenn wir unser Gehirn nicht mehr ständig mit neuen Reizen überfluten, kann es passieren, dass unser Gehirn genau diese verdrängten Erfahrungen und vor allem schmerzhaften Emotionen wieder hochholt. Um dies zu verhindern, sabotieren wir Momente der Ruhe. Denn wir wollen uns ja nicht schlecht fühlen und die Negativität noch einmal durchleben.
Doch oft führt genau dieses bewusste Fühlen zur Besserung. Uns jedoch mit unseren tiefsten und manchmal unterdrückten Gefühlen zu konfrontieren, ist teils sehr schmerzhaft und auch der Grund, warum manche Menschen negative Erfahrungen machen, wenn sie das erste Mal meditieren. Es ist nämlich vielleicht das erste Mal in Ihrem Leben, dass Sie die Gedankenprozesse, die in Ihnen ablaufen, bewusst wahrnehmen. Deshalb empfehlen wir immer, dass Menschen, die wissen, dass sie ein schweres Trauma in ihrem Leben erlebt haben, nur unter Anleitung meditieren sollten.
Der schnellste Weg zum glücklich sein führt über Achtsamkeit
Meines Wissens gibt es jedoch keinen schnelleren Weg, zu tief verwurzelten Glück, als an einem bestimmten Punkt im Leben die Reise zu sich selbst zu beginnen. So schwer dies auch scheint! Am besten ist es, eine Gewohnheit zu etablieren. So wie du dich um deinen Körper kümmerst, indem du zum Beispiel dir täglich deine Zähne putzt, solltest du dich auch um dein mentales Wohlbefinden kümmern und dies geht zum Beispiel durch die bewusste Entscheidung, Momente der Ruhe und Achtsamkeit zuzulassen.
Wie uns der buddhistische Mönche Amaranatho einmal über seinen Aufenthalt im Kloster sagte.
„Zu uns kamen alle jene Menschen, die schon alles erfolglos probiert hatten, und bei uns fanden sie dann endlich die Heilung, nach der sie so lange gesucht haben.“ - Amaranatho
Solltest du jetzt alles hinwerfen und ins Kloster gehen? Nein! Aber sich bewusst zu werden, dass die Überstimulation und dieses ständige beschäftigt sein wollen durch Social Media und Co. einen großen Teil zum unglücklichen Sein beitragen kann, ist ein 1. wichtiger Schritt.